Herzlich Willkommen
Der Gefängnisalltag in Bautzen ist für Walter eine Gratwanderung zwischen Überleben und Langeweile. Das Rezitieren von Gedichten und die Teilnahme am Gefängnischor geben seiner verlorenen Jugendzeit ein wenig Sinn und Erbaulichkeit. „Wird schon werden, da müssen wir eben durch“, sagt Mutter Grethe, als ihr Sohn Walter nach acht Jahren Haft aus dem Zuchthaus Bautzen zu ihr zurückkehrt – ohne Ausbildung, ohne Ziel und Geld.
Der in den Westen entlassene Walter fühlt sich von den Menschen, mit denen er es zu tun hat, nicht anerkannt und als Bürger zweiter Klasse. Immer wieder erliegt er Anfällen von Melancholie. Aber als er sein Studium in Göttingen beginnt, findet er dort die Frau fürs Leben und eine berufliche Perspektive: Er wird Dorfschullehrer und kommt damit in jener Gesellschaft an, die ihn zunächst als Ex-Häftling keineswegs herzlich willkommen heißen wollte.
Die Jahre in Bautzen haben ihre Spuren hinterlassen, doch langsam wird das Schreiben zur Verarbeitung des Erlebten und zum Mittelpunkt seines Lebens…
Ausgezeichnet mit dem Barbara Kisseler Theaterpreis
Dem Theaterchef Axel Schneider gelingt mit seiner Inszenierung ein dichtes, nahegehendes Sittengemälde der Nachkriegszeit, das facettenreiche Porträt einer von Krieg und Diktatur zerrissenen Familie.NDR 90,3
Schieber schafft den schwierigen Switch zwischen den schnell hin- und her springenden Szenen zwischen der gedemütigten Gefangenen(…) und der Mutter, die das Beste für ihren Sohn will, doch dieses nicht zeigen kann.Hamburger Abendblatt
Das wandlungsfähige, eingespielte, leidenschaftliche Ensemble, das in Sekundenschnelle in unterschiedlichste Rollen schlüpft, macht es dem Zuschauer leicht, der Handlung zwischen Gestern und Heute zu folgen. NDR 90,3
Besonders für dieses große Kempowski-Projekt erhält Axel Schneider den diesjährigen Barbara Kisseler Theaterpreis – völlig zu Recht. Sich als Privattheater an einen solchen, großen Stoff zu wagen, ist mutig. Ihn dann in allen vier Teilen so gelungen umzusetzen, ist bewundernswert. NDR 90,3